performance 2023 odeon
published chat transcripts have been giving us insights into the dark side of power not just since 2021. back in 2005, tapped phone calls from a viennese escort agency – published by the magazine „falter“ – caused a scandal. elfriede jelinek used the transcripts for her text über tiere, and christine gaigg staged the swiss premiere at the neumarkt theatre in zurich and the tanzquartier wien in 2007. über tiere consists of two parts that are mutually dependent. the first part can be read as an inner address of devotion to an absent lover. in the second part, the edited telephone phrases of human traffickers, agents, customers and victims explicitly demonstrate the effects that the business of sexuality can have in a capitalist society enclosed by anti-human immigration laws. the body as a symbol of what is closest to those affected by human trafficking and at the same time belongs least to them. in the first part, christine gaigg’s production allows the audience a physical proximity to the dancers‘ bodies that is unusual for theatre. in the second part, the situation is reversed. the power relations between being looked at and looking at are shaken, the audience itself becomes a theatrical object.
veröffentlichte chatprotokolle gewähren uns nicht erst seit 2021 einblicke in die dunklen seiten der macht. schon 2005 sorgten abgehörte und von der zeitschrift falter veröffentlichte telefongespräche einer wiener escort-agentur für einen skandal. elfriede jelinek nutzte die protokolle für ihren text über tiere, christine gaigg inszenierte 2007 die schweizer erstaufführung am theater neumarkt zürich und am tanzquartier wien. über tiere besteht aus zwei teilen, die einander bedingen. der erste teil kann als eine innerliche ansprache der hingabe an einen abwesenden geliebten gelesen werden. im zweiten teil wird anhand der montierten telefonfloskeln von menschenhändlern, vermittler:innen, kund:innen und betroffenen explizit vorgeführt, welche auswirkungen in einer kapitalistischen, mit menschenfeindlichen immigrationsgesetzen eingefriedeten gesellschaft, das geschäft mit sexualität haben kann. der körper als symbol dessen, was den vom menschenhandel betroffenen am nächsten ist und zugleich am wenigsten ihnen selbst gehört. die inszenierung von christine gaigg gestattet im ersten teil dem publikum eine fürs theater außergewöhnliche physische nähe zu den tänzer:innenkörpern. im zweiten teil kehrt sich die situation um. die machtverhältnisse von angeschautwerden und anschauen kommen ins wanken, das publikum selbst wird zum theatralen objekt.
konzept, regie, choreografie: christine gaigg schauspiel: silke geertz, florian tröbinger, leopold von verschuer, juliane werner tanz: johanna bernroitner, manuela deac, samuel feldhandler, verena herterich, andrea maurer, regina picker, anna prokopová, agnes schneidewind, veronika zott raum und licht: philipp harnoncourt kostüme: dorothea nicolai dramaturgie: barbara gronau, albrecht simons von bockum dolffs dramaturgische beratung wiederaufnahme: wolfgang reiter choreografische assistenz: anna schrefl produktions- und abendspielleitung: lisa ertl management, pr: eva trötzmüller art:phalanx
photocredits franzi kreishttps://www.odeon-theater.at/ueber-tiere-von-elfriede-jelinek-christine-gaigg-2nd-nature/
http://www.2ndnature.at/christine-gaigg.html